
INTRO AUSSTELLUNG
Eine kurze Einführung
Bevor wir die Gallery betreten und unsere dritte Ausstellung “Fashionlands - Clothes Beyond Borders” besichtigen, die vom Kunsthistoriker Olivier Saillard und dem Philosophen Emanuele Coccia kuratiert wurde, möchten wir euch eine kurze Einführung geben. Dabei schauen wir uns insbesondere das Interview mit einem der Kuratoren, Olivier Saillard, an, der uns mehr über das kuratorische Konzept der Ausstellungsgestaltung erzählt.
Wir haben bereits bei unserer vorherigen Ausstellung “The Many Lives of a Garment / Le Molte Vite di un Abito” mit Olivier Saillard und Emanuele Coccia zusammengearbeitet, mit Olivier sogar schon 2023 bei unserer ersten Ausstellung “The First Exhibition - 20 Years of Contemporary Fashion Evolution”.
DIE KURATOREN
Olivier Saillard ist Kunsthistoriker und einer der bedeutendsten Modekuratoren weltweit. Als Direktor der Fondation Azzedine Alaïa und ehemaliger Leiter des Palais Galliera, des Pariser Modemuseums, hinterfragt er mit seinen Ausstellungen - die oft Performance sind - bestehende Konventionen, eröffnet neue Perspektiven auf Design und verbindet Mode mit künstlerischer Performance.
Emanuele Coccia ist Philosoph und Autor bedeutender Werke wie La Vita delle Piante (2018) und Metamorfosi (2021). Im Jahr 2024 veröffentlichte er gemeinsam mit dem Kreativdirektor von Valentino, Alessandro Michele, das Buch La Vita delle Forme. Filosofia del Re- incanto, das die Beziehung zwischen Mode und Philosophie beleuchtet. Zudem führte er einen philosophischen Briefwechsel über das Licht mit dem Fotografen Paolo Roversi, der unter dem Titel Lettres sur la lumière (2024) erschien.
FASHIONLANDS - CLOTHES BEYOND BORDERS
Ein bekanntes Zitat von Oscar Wilde besagt: “Mode ist das, was man selbst trägt. Was aus der Mode ist, tragen die anderen”. Mit “Fashionlands - Clothes Beyond Borders” werden wir entdecken, dass das Reich der Mode unscharfe, ungewisse und zugleich fragile Grenzen hat. Mode bleibt souverän, selbst wenn sich ihre Farben und Formen alle sechs Monate ändern, je nach den Launen der Designer und der Kreativen.
Diese Ausstellung erforscht Mode auch als Objekt der Faszination - außergewöhnliche Kleidungsstücke, die wenige Auserwählte, sei es privilegierte Kunden oder Branchenexperten, wie ein Banner tragen, bevor sie der breiten Masse zugänglich werden. Und doch werden diese, nur kurze Zeit später, mit Desinteresse betrachtet und ihre Gegenwart ignoriert - dort, wo sie zuvor noch begehrt waren. Sie sind schon aus der Mode und folgen einem endlosen Kreislauf von Entstehung und Verfall.
Im Gegensatz dazu steht die scheinbar gewöhnliche Kleidung, die Bestand hat: neutrale, vielseitige Kleidungsstücke, die alle täglich tragen. Diese bescheidene Kleidung hat sich in ihrer Form seit Jahrzehnten, in manchen Fällen sogar seit über hundert Jahren, kaum verändert. Ist es nicht vielleicht gerade diese Alltäglichkeit, die sich den Einflüssen und Erneuerungen der Mode entzieht und in Wahrheit die wahren Regeln des Stils bestimmt?
Während ihr die fantasievollen Kreationen junger Talente sowie die fotografische und reale Darstellung der Alltagskleidung betrachtet, laden wir euch ein, eurer Verständnis dieser sich kontinuierlich hinterfragenden Disziplin der Mode zu überdenken.
Betritt man die Ausstellung, befinden sich auf der linken Seite der Gallery Stücke aus der Kollektion der ITS Arcademy, die 20 Jahre Kreativität und Erfindungsgeist junger Talente feiern, die bedeutende Karrieren in der Modewelt gemacht haben. 23 Designer, die an ITS Contest teilgenommen und Kunstwerke geschaffen haben, die ihren poetischen Utopien entspringen. Die Konturen und Formen ihrer Kreationen überschreiten außergewöhnliche Grenzen und definieren den Kleidungsstil neu, von klassisch bis fantastisch.
Gegenüber diesen freien Kreationen, die keinerlei Einschränkungen unterliegen, ist an der rechten Wand der Gallery eine Serie von 19 Fotografien von Gabriele Rosati ausgestellt. Sie führen eine andere Art von Grenzen ein: die Grenzen der Realität, in der gewöhnliche, alltägliche Kleidung dem ständigen Wandel der Mode über Jahrzehnte hinweg standgehalten hat. Zeitlose, essentielle Kleidungsstücke wie T- Shirts und Jeans, weiße Hemden und schwarze Anzüge gehören zur zeitgenössischen Grundgarderobe. Urbane Kleidungsstücke, die in einigen Fällen seit über hundert Jahren unverändert geblieben sind, zeichnen ein anderes Bild der Mode - minimalistisch, aber allgegenwärtig. Mit diesen Fotografien schafft Gabriele Rosati eine moderne Archäologie des Stils.
Tretet durch den Gang ein und geht direkt nach rechts, wo ihr den nächsten QR-Code für den Audioguide findet.